Donnerstag, 13. April 2017

Traum und Alkohol/Befruchtende Liebe/Durchschnitt/Franz Kafka: "Elf Söhne"/Ein irrer Witz/Perlen/Deborah

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77,9 kg
Gestern war der erste alkfreie Tag nach zumindest 8 Tagen.

In Träumen gefangen
Lange gepennt, kein Schönheits-, höchstens ein Regenerationsschlaf, wohl auch nicht das, nach dem Weckerschellen wieder eingenickt, nachdem ich dachte, auf zu sein, träumte von Uni, Schule, beides vermengt, Betriebsratssachen, dass ich zum Vorsingen kommen sollte, es waren noch paar Tage dahin, ich flirtete mit ner Perle zusammen, trank auch ein Bier mit ihr, die auch hin musste; jedenfalls ließ sie mich in dem Glauben; wir gingen gemeinsam in die Mensa, hingen auch sonst zusammen, ohne was Sexuelles zu machen; ich sah da auch keine Notwendigkeit, die Frau war nicht hässlich, ich freute mich darauf, nach all den Manuskriptabsagen, auch mal nen positiven Brief erhalten zu haben, wunderte mich nur etwas, wie die an meine Adresse ran kamen, dann war der Tag da, ich wollte nach Mistelbach, die Perle mit, nach der Uni, sie fahre jetzt nach Hause, ich hatte den Brief aus Mistelbach nicht dabei, war ohne Adresse, sie sagte dann, dass alles ein Bluff sei, die Action eigentlich nem anderen galt, und sie habe die Anschrift ebenfalls nicht parat, wollte mir das nur nicht sagen, weil ich mich so gefreut habe; in zweieinhalb Stunden kann ich nicht von der Uni in meine Wohnung, dort den Brief einsafen, und pünktlich in Mistelbach sein; etwas Schuld hatte ich auch, werde dort jedenfalls anrufen, einen Termin ausmachen; die Frau kaufte sich zwei Dosen Bier, ließ mich stehn, ich war verlassen und allein, wanderte etwas umher, Rotlichtszene, Peepshow, ich ging aber nicht rein, Videothek, keine Zeit für Pornos, Scheiße, am nächsten Morgen hatte ich immer noch nicht angerufen, mein Brief war verschwunden, ich redete mit Monika, denn so hieß die Frau, Wahlen fanden statt, sie hatte ihren Brief da rein geworfen, das sah ich, wollte ihn raus fischen, er war an den Betriebsrat adressiert, dass die Sangesaufnahmen jetzt klappen würden, nachdem die Besitzer aus den USA wiedergekommen wären, schaffte es nicht, guckte nicht auf die Adresse, die Box wurde verschlossen, dann fuhr ich mit ner anderen Perle Fahrrad, bei ihr mit, in Wien, sie erzählte sich einen ab, die Eltern von ihr waren anfänglich dabei, wir kamen uns immer näher, teilweise bewegte ich die Pedale, gar nicht mal so schlecht, nach Mistelbach war ich nicht gekommen, dann hätte ich den Job blaumachen müssen, ich war da kurzfristig alleine da, das ging nicht, das heißt, ich kämpfte mit mir; wir fuhren am AKH vorbei, dem Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien, dann ging ich mit zu ihr, wir stiegen ins Schaumbad, machten Liebe, die Frau war schlank, sie war schön, hat man sowas schon gesehen? Und waren es Verwirrungen, zwischen den Frauen, Sex, der Kunst, kam da der Beruf zu kurz; die Uni wollte ich abschließen, und wenn als Gasthörer, mal sehn, denn Deutsch interessiert mich wirklich.

Eine Fantasie
Ich im Coop: "Hallo." "Hallo, schöne Frau, wie viel machts, gehst du mit mir aus, gibst du mir deine Telefonnummer?" "Wohl ja, entschuldigen Sie, hol mich doch um halb 8 ab, das ist einfacher." "Mach ich." So rot, so schön, ich bekam einen stehn, wartete dann aber, wir gingen zu ihrem Wagen, könnten aber auch spazieren gehen, wat wisse sie, ja, die Matura habe sie, aber nur knapp 4, nichts zu reißen, mit 19 die Patte, nun in der Coop-Ausbildung, Daddy würde auch noch was beisteuern, zur eigenen Wohnung, ja, und schön sei sie auch, also zu ihr, sie müsse sich duschen, dass ich ihr ja nicht nachsteige, nachher würde es klappen, nein, sie fürchte sich vor mir nicht. Dann waren wir oben, ein sanfter Kuss auf die Wange, jetzt aber unter die Dusche, noch einer, na ja, dann doch lieber erstmal ins Bett, es würde ja eh geschehen, sich danach waschen, aber ohne mich, dann war ich noch dabei, spritzte ihr beim Interruptus ins Gesicht, nicht so schlimm, demnächst gehe es in die Muschi rein, in etwa.

Im Traum gabs noch paar Querverweise
Zu meinem Bruder, Winnie, dem Zeitmangel, vielfältigem Leben, wenig, keine Action, Normalität.

Haarfärbung mit Folgen
Ich bin geil...
Nein, Kopfweh hatte, sogar heute noch, 3 Tage danach, vorgestern war es ganz arg schlimm, und diesmal Syoss benutzte, professionelle Haarpflege, die man sich leisten kann. Okay, die Packung war groß und zwei Tage leide ich eigentlich immer, danach...

Voll fettig
Das Haar, durchaus auch etwas die Haut, jetzt mir ein billiges Antifettshampoo vom Zielpunkt holte und Vornahme, mal versuchen, möglichst auf Fett zu verzichten, Gemüse essen, aber sogar in meinem Exotiktee-Getränk sind noch 0,1 % Fett drin (okay, ich ess ihn nicht, den Tee, trinke ihn, hehe; ist das alles noch normal?).

Ist das alles noch normal?
Ich trinke Tee (esse ihn nicht).
Natürlich nicht, normalerweise Kaffee und Coke Zero-Produkte (No Name-Ableger).
Bier?

Es machte mir nichts aus, das Kotzen vor einer Woche
Ich empfand es nicht als Megaabsturz, obwohl ich wenig trank, praktisch alles ausgekotzt hatte, dass mein Körper nur noch aus festen Stoffen bestand, neben dem Blut und so, von der Speiseröhre bis zum Afterausgang, dem Mund, denn da kam ja die Suppe raus, keine Vergiftungen oder so, nur halt Erbrechen, Gewichtszunahme, dann mit den Tagen danach, da wohl noch nicht einmal, pures Gewicht der Körperhülle, wohl weniger als den Tag davor, was meine Leerheitsthese anscheinend stützt, und am Tag vor dem Herrenabend war ich praktisch erstmals fußschmerzfrei, auch die stressige Montagsschicht überstand ich jetzt, bin aber nicht zu fit, frühjahrsmüde.

Äquivalenzen
Ich bin momentan auch ohne Freundin zufrieden, da ich nur auf schöne Frauen abfahr, da keine Chancen sehe, momentan, und Zeit habe ich auch keine, dafür. Ne Sponsorin würde gut kommen.

Keine Zeit
Eigentlich heißt das nur, dass ich nicht damit rechne, in näherer Zukunft viel Geld zu verdienen, um mich vom Billigjob zu lösen, mir ne Putzfrau anzuschaffen, usw.

Könnte man jetzt echt nicht sagen
Anfang 2008 war ich ein Baggervizeweltmeister, aber zum Ficken reichte es noch nicht, wie ein Jahr später, mit Deborah, Station-Diskolife, und dann war das erste Semester vorbei, auch meine Baggerambitionen, aber der eigentliche Grund war der Geldmangel, da ich anhand der Verliebtheit bei Debbie investierte, auch wenn ich nichts hatte, dann kam der Stromnachzahlungshammer dazu: Die Stubihi ist einfach zu niedrig!
Studienbeihilfe.

Orgasmen zählen
Und wie weit kommst du? Kannst du? Wie oft?

Debbie Deborah
Sie las viel, war deshalb liebesromantisch teilweise so drauf, wie Romanheldinnen, ich früher, dass die ewige Liebe bare Münze sei, es abgehen müsse, und unsere Liebe ging ja auch ab, zumindest literarisch, ich weiß nicht, ob Debbie das auch so sieht, sah?

Fettes Brot
Ja, nein, jein. Nein, ja, jein. So funktionierte die Beziehung zu Deborah, wie der "Jein"-Hit, ebenfalls ein Manuskriptname von mir, ob das bei "Wow!" auch der Fall ist, weiß ich nicht, jedenfalls hieß ne Sony-Camkamera so, verwendete ich auch, nach Helen Slater, "Alex Beaver", in "House in the Hills".
Laura-Schatz!

2001
Die Nähe zu Wlamka kam überhaupt nicht rüber; warum unterhielt ich mich eigentlich mit Debbie nie Englisch oder so, über Studieninhalte, usw? Wir gingen auch nie gemeinsam in die Cafete, trafen uns einmal da nicht, beiderseitige Beziehungs-, Sexunsicherheiten, obwohl wir beide echt gut aussahen, Topsexobjekte waren (das war mir damals auch nicht unbedingt klar, Jahreswende 2007/08).

Befruchtende Liebe
Neben der Kunst existieren bei mir momentan nur Pflichten, etwas TV-, Video-, Musik-, Gewerkschaftsfreizeit (neben Einkäufen, Duschen, Hütte säubern und so), 30.01.08, Mittwoch: "Es ist unglaublich, aber wahr, das letzte Mal sah ich Deborah letzten Freitag, einfach unglaublich, all das, was ich in der Zwischenzeit erlebte, las, schrieb: 57 Seiten!" Ein Jahr später Nivea; hier war Debbie-Schluss, deshalb sahen wir uns so lange nicht; erst da war die Liebe kurzfristig befruchtend, motivierend: Nur unglückliche Liebe macht mich glücklich! In etwa, die nicht geschehenen Lieben, zu Stars und so weiter, ich schreib ja, weniger käme besser, möglicherweise.

Lebenserfahrung extra
Ist die Kolleg-Matura so viel mehr wert als ein gymnasialer Abschluss, oder bin ich so klug?
Ja, ich war gebildeter als der Durchschnittstudent, keine Frage.

Durchschnittstudent
Ja, ja, der durchgeschnittene Student.
Durchschnittsstudent.

Ich stotter nur, wenn ich schreibe
Debbie las etwas von mir, nicht sehr interessiert, leider (vergaß ich auch).

Befruchtende Liebe, 2
Ich komme, ah, ja.

Doofmann!
Du?

Das Cover fehlt immer noch
Meiner Twin Peaks-Chronologie im Felice 3-Blog.
Aber ich mach mich dran, reibe meinen Penis, scheen is, denke an Felice, die meine Sims doch noch empfing, Anruf, Telefonsex, ein Scherz, zwei Scherze.
Kurva, darauf noch ein Fluch, verflucht...

Franz Kafka: Elf Söhne
Ich habe elf Söhne.
Der erste ist äußerlich sehr unansehnlich, aber ernsthaft und klug; trotzdem schätze ich ihn, wiewohl ich ihn als Kind wie alle andern liebe, nicht sehr hoch ein. Sein Denken scheint mir zu einfach. Er sieht nicht rechts noch links und nicht in die Weite; in seinem kleinen Gedankenkreis läuft er immerfort rundum oder dreht sich vielmehr.
Der zweite ist schön, schlank, wohl gebaut; es entzückt, ihn in Fechterstellung zu sehen. Auch er ist klug, aber überdies welterfahren; er hat viel gesehen, und deshalb scheint selbst die heimische Natur vertrauter mit ihm zu sprechen als mit den Daheimgebliebenen. Doch ist gewiss dieser Vorzug nicht nur und nicht einmal wesentlich dem Reisen zu verdanken, er gehört vielmehr zu dem Unnachahmlichen dieses Kindes, das zum Beispiel von jedem anerkannt wird, der etwa seinen vielfach sich überschlagenden und doch geradezu wild beherrschten Kunstsprung ins Wasser ihm nachmachen will. Bis zum Ende des Sprungbrettes reicht der Mut und die Lust, dort aber statt zu springen, setzt sich plötzlich der Nachahmer und hebt entschuldigend die Arme. - Und trotz dem allen (ich sollte doch eigentlich glücklich sein über ein solches Kind) ist mein Verhältnis zu ihm nicht ungetrübt. Sein linkes Auge ist ein wenig kleiner als das rechte und zwinkert viel; ein kleiner Fehler nur, gewiss, der sein Gesicht sogar noch verwegener macht als es sonst gewesen wäre, und niemand wird gegenüber der unnahbaren Abgeschlossenheit seines Wesens dieses kleinere zwinkernde Auge tadelnd bemerken. Ich, der Vater, tue es. Es ist natürlich nicht dieser körperliche Fehler, der mir weh tut, sondern eine ihm irgendwie entsprechende kleine Unregelmäßigkeit seines Geistes, irgendein in seinem Blut irrendes Gift, irgendeine Unfähigkeit, die mir allein sichtbare Anlage seines Lebens rund zu vollenden. Gerade dies macht ihn allerdings andererseits wieder zu meinem wahren Sohn, denn dieser sein Fehler ist gleichzeitig der Fehler unserer ganzen Familie und an diesem Sohn nur überdeutlich.
Der dritte Sohn ist gleichfalls schön, aber es ist nicht die Schönheit, die mir gefällt. Es ist die Schönheit des Sängers: der geschwungene Mund; das träumerische Auge; der Kopf, der eine Draperie hinter sich benötigt, um zu wirken; die unmäßig sich wölbende Brust; die leicht auffahrenden und viel zu leicht sinkenden Hände; die Beine, die sich zieren, weil sie nicht tragen können. Und überdies: der Ton seiner Stimme ist nicht voll; trügt einen Augenblick; lässt den Kenner aufhorchen; veratmet aber kurz darauf. -Trotzdem im Allgemeinen alles verlockt, diesen Sohn zur Schau zu stellen, halte ich ihn doch am liebsten im Verborgenen; er selbst drängt sich nicht auf, aber nicht etwa deshalb, weil er seine Mängel kennt, sondern aus Unschuld. Auch fühlt er sich fremd in unserer Zeit; als gehöre er zwar zu meiner Familie, aber überdies noch zu einer andern, ihm für immer verlorenen, ist er oft unlustig und nichts kann ihn aufheitern.
Mein vierter Sohn ist vielleicht der umgänglichste von allen. Ein wahres Kind seiner Zeit, ist er jedermann verständlich, er steht auf dem allen gemeinsamen Boden und jeder ist versucht, ihm zuzunicken. Vielleicht durch diese allgemeine Anerkennung gewinnt sein Wesen etwas Leichtes, seine Bewegungen etwas Freies, seine Urteile etwas Unbekümmertes. Manche seiner Aussprüche möchte man oft wiederholen, allerdings nur manche, denn in seiner Gesamtheit krankt er doch wieder an allzu großer Leichtigkeit. Er ist wie einer, der bewundernswert abspringt, Schwalben gleich die Luft teilt, dann aber doch trostlos im öden Staube endet, ein Nichts. Solche Gedanken vergällen mir den Anblick dieses Kindes.
Der fünfte Sohn ist lieb und gut; versprach viel weniger, als er hielt; war so unbedeutend, dass man sich förmlich in seiner Gegenwart allein fühlte; hat es aber doch zu einigem Ansehen gebracht. Fragte man mich, wie das geschehen ist, so könnte ich kaum antworten. Unschuld dringt vielleicht doch noch am leichtesten durch das Toben der Elemente in dieser Welt, und unschuldig ist er. Vielleicht allzu unschuldig. Freundlich zu jedermann. Vielleicht allzu freundlich. Ich gestehe: mir wird nicht wohl, wenn man ihn mir gegenüber lobt. Es heißt doch, sich das Loben etwas zu leicht zu machen, wenn man einen so offensichtlich Lobenswürdigen lobt, wie es mein [dieser] Sohn ist.
Mein sechster Sohn scheint, wenigstens auf den ersten Blick, der tiefsinnigste von allen. Ein Kopfhänger und doch ein Schwätzer. Deshalb kommt man ihm nicht leicht bei. Ist er am Unterliegen, so verfällt er in unbesiegbare Traurigkeit; erlangt er das Obergewicht, so wahrt er es durch Schwätzen. Doch spreche ich ihm eine gewisse selbstvergessene Leidenschaft nicht ab; bei hellem Tag kämpft er sich oft durch das Denken wie im Traum. Ohne krank zu sein - vielmehr hat er eine sehr gute Gesundheit - taumelt er manchmal, besonders in der Dämmerung, braucht aber keine Hilfe, fällt nicht. Vielleicht hat an dieser Erscheinung seine körperliche Entwicklung schuld, er ist viel zu groß für sein Alter. Das macht ihn unschön im Ganzen, trotz auffallend schöner Einzelheiten, zum Beispiel der Hände und Füße. Unschön ist übrigens auch seine Stirn; sowohl in der Haut als in der Knochenbildung irgendwie verschrumpft.
Der siebente Sohn gehört mir vielleicht mehr als alle andern. Die Welt versteht ihn nicht zu würdigen; seine besondere Art von Witz versteht sie nicht. Ich überschätze ihn nicht; ich weiß, er ist geringfügig genug; hätte die Welt keinen anderen Fehler als den, dass sie ihn nicht zu würdigen weiß, sie wäre noch immer makellos. Aber innerhalb der Familie wollte ich diesen Sohn nicht missen. Sowohl Unruhe bringt er, als auch Ehrfurcht vor der Überlieferung, und beides fügt er, wenigstens für mein Gefühl, zu einem unanfechtbaren Ganzen. Mit diesem Ganzen weiß er allerdings selbst am wenigsten etwas anzufangen; das Rad der Zukunft wird er nicht ins Rollen bringen, aber diese seine Anlage ist so aufmunternd, so hoffnungsreich; ich wollte, er hätte Kinder und diese wieder Kinder. Leider scheint sich dieser Wunsch nicht erfüllen zu wollen. In einer mir zwar begreiflichen, aber ebenso unerwünschten Selbstzufriedenheit, die allerdings in großartigem Gegensatz zum Urteil seiner Umgebung steht, treibt er sich allein umher, kümmert sich nicht um Mädchen und wird trotzdem niemals seine gute Laune verlieren.
Mein achter Sohn ist mein Schmerzenskind, und ich weiß eigentlich keinen Grund dafür. Er sieht mich fremd an, und ich fühle mich doch väterlich eng mit ihm verbunden. Die Zeit hat vieles gut gemacht; früher aber befiel mich manchmal ein Zittern, wenn ich nur an ihn dachte. Er geht seinen eigenen Weg; hat alle Verbindungen mit mir abgebrochen; und wird gewiss mit seinem harten Schädel, seinem kleinen athletischen Körper - nur die Beine hatte er als Junge recht schwach, aber das mag sich inzwischen schon ausgeglichen haben - überall durchkommen, wo es ihm beliebt. Öfters hatte ich Lust, ihn zurückzurufen, ihn zu fragen, wie es eigentlich um ihn steht, warum er sich vom Vater so abschließt und was er im Grunde beabsichtigt, aber nun ist er so weit und so viel Zeit ist schon vergangen, nun mag es so bleiben wie es ist. Ich höre, dass er als der einzige meiner Söhne einen Vollbart trägt; schön ist das bei einem so kleinen Mann natürlich nicht.
Mein neunter Sohn ist sehr elegant und hat den für Frauen bestimmten süßen Blick. So süß, dass er bei Gelegenheit sogar mich verführen kann, der ich doch weiß, dass förmlich ein nasser Schwamm genügt, um allen diesen überirdischen Glanz wegzuwischen. Das Besondere an diesem Jungen aber ist, dass er gar nicht auf Verführung ausgeht; ihm würde es genügen, sein Leben lang auf dem Kanapee zu liegen und seinen Blick an die Zimmerdecke zu verschwenden oder noch viel lieber ihn unter den Augenlidern ruhen zu lassen. Ist er in dieser von ihm bevorzugten Lage, dann spricht er gern und nicht übel; gedrängt und anschaulich; aber doch nur in engen Grenzen; geht er über sie hinaus, was sich bei ihrer Enge nicht vermeiden lässt, wird sein Reden ganz leer. Man würde ihm abwinken, wenn man Hoffnung hätte, dass dieser mit Schlaf gefüllte Blick es bemerken könnte.
Mein zehnter Sohn gilt als unaufrichtiger Charakter. Ich will diesen Fehler nicht ganz in Abrede stellen, nicht ganz bestätigen. Sicher ist, dass, wer ihn in der weit über sein Alter hinausgehenden Feierlichkeit herankommen sieht, im immer fest geschlossenen Gehrock, im alten, aber über sorgfältig geputzten schwarzen Hut, mit dem unbewegten Gesicht, dem etwas vor ragenden Kinn, den schwer über die Augen sich wölbenden Lidern, den manchmal an den Mund geführten zwei Fingern - wer ihn so sieht, denkt: das ist ein grenzenloser Heuchler. Aber, nun höre man ihn reden! Verständig; mit Bedacht; kurz angebunden; mit boshafter Lebendigkeit Fragen durchkreuzend; in erstaunlicher, selbstverständlicher und froher Übereinstimmung mit dem Weltganzen; eine Übereinstimmung, die notwendigerweise den Hals strafft und den Körper erheben lässt. Viele, die sich sehr klug dünken und die sich, aus diesem Grunde wie sie meinten, von seinem Äußern abgestoßen fühlten, hat er durch sein Wort stark angezogen. Nun gibt es aber wieder Leute, die sein Äußeres gleichgültig lässt, denen aber sein Wort heuchlerisch erscheint. Ich, als Vater, will hier nicht entscheiden, doch muss ich eingestehen, dass die letzteren Beurteiler jedenfalls beachtenswerter sind als die ersteren.
Mein elfter Sohn ist zart, wohl der schwächste unter meinen Söhnen; aber täuschend in seiner Schwäche; er kann nämlich zu Zeiten kräftig und bestimmt sein, doch ist allerdings selbst dann die Schwäche irgendwie grundlegend. Es ist aber keine beschämende Schwäche, sondern etwas, das nur auf diesem unsern Erdboden als Schwäche erscheint. Ist nicht zum Beispiel auch Flugbereitschaft Schwäche, da sie doch Schwanken und Unbestimmtheit und Flattern ist? Etwas Derartiges zeigt mein Sohn. Den Vater freuen natürlich solche Eigenschaften nicht; sie gehen ja offenbar auf Zerstörung der Familie aus. Manchmal blickt er mich an, als wollte er mir sagen: "Ich werde dich mitnehmen, Vater." Dann denke ich: "Du wärst der Letzte, dem ich mich [an]vertraue." Und sein Blick scheint wieder zu sagen: "Mag ich also wenigstens der Letzte sein."
Das sind die elf Söhne.

Damit soll die Literatur gemeint sein, wers versteht?
Einige Kafkastücke vielleicht?
In neuer deutscher Rechtschreibung, of course: Roman im Roman (oder Erzählung ohne Erzähltes, viel eher).
Immerhin ist ja der letzte Sohn irgendwie aktiv, vergaß ich, zerstört er den Autor, den Vater, ich meine.

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